700 Jahre Weigelsdorf  - 1234 bis 1934

(Abschrift eines Berichtes der „Münsterberger Zeitung“ vom Juli 1934)

 

Anläßlich eines Gemeindeabends hielt Pfarrer Gloger Weigelsdorf einen interessanten Vortrag über „Weigelsdorf im Blick der Geschichte 1234 bis 1934“.


Seinen Ausführungen entnehmen wir folgendes:
Nach zwei alten, allerdings in Bezug auf Echtheit angezweifelten Urkunden wurde Weigelsdorf 1234 gegründet. Jedenfalls schenkt Heinrich I. , Gemahl der hl. Hedwig, dem neugegründeten Kloster Trebnitz zur Sustentation 200 Hufen Landes in der Gegend von Sambice (= Münsterberg), dort wurden die drei Dörfer Wygandisdorf, Konzendorf und Breythe Eiche (= Eichau) gegründet. Mag an der Echtheit der Urkunde bezweifelt werden, jedenfalls fällt die Gründung in diese Zeit. Denn die Gründer Wigand und Ludwig sind Söhne oder Schwiegersöhne des Erbauers von Trebnitz und Heinrichau und haben dort mitgeholfen am Bau 1203 bezw. 1222/27. Die Gründer zogen ihre Mitsiedler aus ihrer Heimat Bamberg und Franken heran und setzten die neuen Siedlungen nach deutschem Recht aus.

 

Ueber die junge Siedlung kamen als erste Feuerprobe die Mongolen- oder Tatarenkämpfe, 1241, wo Sambice und Heinrichau und natürlich auch die Umgebung vollständig vernichtet wurden. Nach der Schlacht an der Wahlstatt bei Liegnitz und nach dem Abzug der Mongolen ging man überall wieder an den Neuaufbau.

Im 15. Jahrhundert kamen die Hussitenkriege über diese Gegend (1419-1436); besonders schwer lastet 1428 auf unserer Gegend, wo Neustadt, Ziegenhals, die Vorstädte Neisse gebrandschatzt, auch Ottmachau, Patschkau, Brieg, Grottkau verbrannt, Strehlen geplündert wurde.

Der Herzog von Münsterberg, der letzte Piast, fällt beim Winterfeldzug 1428/29 im Kampfe bei Altwilmsdorf bei Reinerz; arg hatte der Feind in Schlesien gehaust: 40 Städte lagen in Asche, besonders schwer hatten Neustadt, Strehlen, Frankenstein und Heinrichau gelitten. Brennende Dörfer zeigten den Weg der abziehenden Feinde. Der größte Teil der Bewohner ist erschlagen, das Land verarmt, eine Pest und Hungersnot in Trebnitz bildete den Abschluß. Ein Erfolg aus dieser Zeit ist: Das Gefühl der Zusammengehörigkeit in Schlesien ist erwacht, das vorher in 20 Teilfürstentümer zerrissen war; man bildet einen Landfriedensbund.

 

Um die Mitte des 16. Jahrhundert werden von den Herzögen von Münsterberg und Oels protestantische Prediger auf die Klosterdörfer von Heinrichau und Trebnitz, zu dem Weigelsdorf gehörte, geschickt und so kommt auch die Kirche von Weigelsdorf in protestantische Hände, bis am Weihnachtsfest 1653 Pfarrer Dierich vor 10 Weigelsdorfern und 300 Berzdorfern in der Kirche wieder das erste hl. Meßofer liest. Schwer liegt die Zeit des 30 jährigen Krieges auf dem Landvolk. Riesensummen müssen für die Truppen aufgebracht werden. Als Begleiterscheinung des Krieges geht 1633 die Pest durch das Land.

 

Auch der Türkenkrieg 1683 hinterließ im Taufbuch ein Andenken. 3 Türkenkinder werden hier getauft, wohl Kriegsgefangene oder Kriegshinterbliebene von den Kämpfen vor Wien, die bei den Herren Ober- bezw. Niederkunzendorf von Türk und von Falkenhayn, in Dienst standen, Rittern, die mit ihren Mannen vor Wien gekämpft haben.

Auch die drei schlesischen Kriege gehen über das Land. Treu hält das Land zur edlen Kaiserin Maria Theresia, deren Name fast in jeder Familie als Taufname wiederkehrt; treue Aufbauarbeit leistet dann auch die schlesische Heimat unter dem Preußenkönig.

Am 3. September 1753 schlägt der Blitz in die Kirche, vernichtet den Turm und das Dach, ohne zu zünden. Es läuten gerade die Wetterglocken, als der Blitz zwischen den Glockenseilen herunterfährt.

1771 herrscht im Lande große Teuerung, Korn und Weizen ist nicht zu erkaufen, 24 Taler wird für Weizen geboten, die Leute essen nur Kleienbrot, im Glätz`schen und anderen Ländern nur Quecken (so die Chronik von Eichau im Turmknopf).

 

Es kam über das Land die Zeit Napoleons und der Freiheitskriege. Ein Augenzeuge schildert in der Chronik, wie 1805 eine Hungersnot das Schicksal Preußens einleitet, wie in Frankenstein 20-21 Reichstaler für den Sack Weizen geboten wird, wie 1806/7 eine Festung nach der andren fällt, nur Kosel hält sich im Schlesierlande, wie Hieronymus Bonaparte, Napoleons Bruder in Breslau einzog, Tresorscheine ausgegeben worden, wie der Taler von 30 Groschen auf 45, dann auf 52 ½ sinkt bis 1823, wie die Reformen von Stein kamen, wie 1812 der Zug nach Rußland und das Strafgericht vor Moskau über Napoleon ergeht, wie die Freiheitskriege einsetzten, wie Blücher bei Kaub über den Rhein geht und Napoleon schließlich auf St. Helena stirbt. Wie schwer lastet aber der Friede von Tilsit über dem Lande: 25 Millionen Taler Kriegsschuld und Unterhalt von 100 000 Franzosen im Lande, bis alles bezahlt ist.

 

Es kam die Säkularisation der Klöster 1810. Von Weigelsdorf, dem letzten überlebenden Priester vom Kloster Heinrichau, Pfarrer Konstantin Gloger, wird der Abtstab seines Onkels, des letzten Abtes von Heinrichau, an die Regierung gesandt, der 650 Jahre seine Vertreter nach Weigelsdorf gesandt hat. Was hat in dieser Zeit das Kloster Heinrichau seelsorglich geleistet, in schweren Zeiten das Volk aufgerichtet! Wenn die Bewohner in schwersten Zeiten fast verzagten; welche erzieherische Arbeit ging von den Klosterschulen und Pfarrschulen aus! Welche Wohltätigkeit, wenn z.B. zur Zeit der Hungersnot 1805 täglich 900 – 1100 Menschen ohne Unterschied der Konfession an der Klosterpforte gespeist wurden. Auch in wirtschaftlicher Beziehung strömte vom Kloster Segen ins Land: Die Arbeit bekommt sittliche Weihe. Im Mönchskittel bei der Landarbeit waren alle Stände sozial geeint. Der Ohlesumpf wird trocken gelegt, das Wasser zu Fischteichen, Mühlen verwendet, es blüht an Industrie die Weberei, Schuhmacherei, Brauerei. Der Gartenbau, Gemüse-, Obstbau wird vorbildlich in der Münsterberger Gegend. Neue Obstsorten werden vom Stammkloster aus Frankreich und Süddeutschland herübergebracht und das Landvolk lernt von ihnen. In einer Zeit, wo Klosterleute oft als lästige Müßiggänger angesehen werden, muß auch darauf hingewiesen werden.

Es folgten die bekannten Zeiten von 1866, 1870, 1914-18. Ruhmesblätter für schlesische Truppen, Ruhmesblätter für die Helden und für unsere Frauen, die im Weltkriege treu ihre Pflicht taten.

 

700 Jahre, eine große Spanne. Was unsere Vorfahren durchmachten, haben sie mit der Kirche durchgemacht; die Kirche weist zum Himmel, ehedem mit herrlicher Spitze, seit zwei Jahrhunderten mit Notturm versehen, als Tröster und Mahner: „Stehe treu zum Herrgott, treu zur Heimat, treu zum Vaterland“

*                                *

*

 

Mehrmals wurde der Vortrag durch Gedichtsvorträge der Schulkinder, die Bezug nahmen auf die schlesische Geschichte, unterbrochen. Den Schluß des ersten Teils bildete der gemeinsame Gesang der Vaterlandshymne und des Psalmliedes „Der Herr ist mein Hirt“. Im zweiten Teil boten Schulkinder einen Fackelreigen, die Vereine ein lustiges Theaterstück aus dem Landleben und die Mädchen mehrere Volkstänze. Auch der Kirchenchor trug mit einigen Gesängen zur Verschönerung des Abends bei. – Am Sonntag, 1. Juli, bildete eine Wallfahrt nach Wartha in drei Lastautos den Abschluß der 700-Jahrfeier der Gemeinde Weigelsdorf.

 

Abschrift von Maria Prull, geb. Eckwert, aus Oberkunzendorf


 

770 Jahre Weigelsdorf  -  1234 bis 2004

 

Inzwischen konnten die Vertriebenen des Kirchspiels Weigelsdorf  die

770-Jahr-Feier am 25. September 2004 in der Patengemeinde Glandorf,

Kreis Osnabrück, begehen.

 

 

 Gedenkstein für die Vertriebenen

      

 

Gedenkstein für die Vertriebenen
   aus dem Kirchspiel Weigeldorf, 
   aufgestellt in Glandorf  

   ,,

Pfarrer Wojcik von Wigancice/Weigelsdorf,
 mit der Dolmetscherin und beiden Bürgermeister von
Kalinowice Gorne/Oberkunzendorf,
 Kalinowice Dolne/Niederkunzendorf
im Gebet für die Verstorbenen  
 
 
 
 
 
 

 

Bild der umstehenden Gläubigen einfügen!

 

 

 

 

 

  

(Text noch in Vorbereitung)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Datenschutzerklärung
powered by Beepworld